Wann ist eine Verpackung nachhaltig?
Eine nachhaltige Verpackung steht ganz oben auf der Wunschliste von Verbrauchern, Handel und Konsumgüterproduzenten. Welche Kriterien eine Verpackung erfüllen muss, um nachhaltig zu sein, ist jedoch nicht genau definiert.
Der Fokus bei Nachhaltigkeit ist zumeist die Qualität der Verpackung, d.h. wenn sichergestellt ist, dass nichts kaputt wird und nicht nochmals gesendet werden muss, ist der CO² Abdruck besser als jede nachhaltige Verpackung!
Produktschutz
Die wichtigste Aufgabe der Verpackung
Die Verpackung muss das Produkt schützen. Verpackung ist nie Selbstzweck, sondern hat eine Funktion zu erfüllen.
In einer Untersuchung zur Bedeutung der Nachhaltigkeit von Verpackungen durch Smithers Pira stuften die befragten Markeninhaber und Händler den Produktschutz als wichtigste Aufgabe der Verpackung ein.
Und auch Christain Detrois, Corporate Packaging Manager bei Nestlé Deutschland, berichtete auf dem Packaging Summit der neuen Verpackung: „Der Footprint von Verpackungen ist nicht das große Problem. Der größte Teil des Footprints wird von den Produkten selbst verursacht. Das gilt für Lebensmittel wie auch für andere Konsumgüter.“ Deshalb wiegen Produktverluste schwerer als der Footprint von Verpackungen. „Aus unserer Sicht ist es überhaupt keine Lösung, auf Verpackungen zu verzichten, insbesondere dann nicht, wenn wir Produktverluste in Kauf nehmen müssen“, so Christian Detrois.
Gerade im Online-Handel spielt der Produktschutz eine herausragende Rolle.
Wie kann eine Verpackung Ressourcen schonen?
Eine Verpackung muss ressourcenschonend sein, sowohl was den Einsatz von Materialien wie auch den Einsatz von Energie angeht. Durch Verwendung dünnerer Folie, sogenanntes Downgauging, und den Einsatz von leichtgewichtigem Karton kann der Ressourceneinsatz verringert werden. Die Devise ist, so wenig Material wie möglich einzusetzen, ohne auf die Funktionalität einer Verpackung zu verzichten.
Ist Mehrweg der bessere Weg?
Mehrwegverpackungen kennt man insbesondere aus der Getränkeabteilung – Glas- und PET-Flaschen kommen dort mehrfach zur Verwendung und schonen damit Ressourcen. Allerdings muss eine Mehrwegverpackung nach Gebrauch gereinigt werden. Hier fallen Transportwege und der Einsatz von Energie, Wasser und gegebenenfalls Chemikalien an. Je nachdem, wie groß dieser Aufwand ist, rechnet sich eine Mehrwegvariante – oder eben auch nicht.
Auch die Europäischen Kommission will Mehrweg fördern und hat dies in einem am 30. November 2022 veröffentlichten Entwurf der EU-Verpackungsverordnung skizziert. Um die Wiederverwendung oder Wiederbefüllung von Verpackungen zu fördern, die in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangen sind, sollen die Unternehmen einen bestimmten Prozentsatz ihrer Produkte in wiederverwendbaren oder wiederbefüllbaren Verpackungen anbieten, z. B. Getränke und Mahlzeiten zum Mitnehmen oder Lieferungen im E-Commerce. Es wird auch eine gewisse Standardisierung der Verpackungsformate und eine klare Kennzeichnung von Mehrwegverpackungen geben. Was mit großen Auswirkungen auf Hersteller von Verpackungen sowie Markenartikler verbunden ist.
Abseits der Aufmerksamkeit der Verbraucher macht auch die Logistikbranche große Fortschritte in diesem Bereich. In den Logistikprozessen von Handel und Industrie können Mehrwegtransportverpackungen (MTV) ihre Vorteile voll ausspielen, denn sie lassen sich in Kreislaufkonzepte einbinden. Die Paletten, Behälter oder Fässer sind stabil und verringern durch ihre lange Einsatzdauer den Verbrauch an Einweg-Transportverpackungen.
Wiederverwertbarkeit ist Grundlage für Kreislaufwirtschaft
Die Verpackungen müssen recycelbar sein damit sie wieder Rohstoff für den Materialkreislauf bilden. Voraussetzung ist, dass eine Sortier- und Verwertungsinfrastruktur für ein werkstoffliches Recycling vorhanden ist.
Das heißt auch, dass die Verpackungen gegebenenfalls in ihre Komponenten trennbar sein müssen (wenn die Trennung für ein hochwertiges werkstoffliches Recycling erforderlich ist).
Im Bereich Kunststoffe gelten grundsätzlich weiße, ungefärbte Verpackungen aus reinem PP oder PE als Monomaterial und sind damit recyclingfähig. Die Zuordnung zu einem Verwertungspfad ist in der Sortierung möglich, weil weißes Material die Nahinfrarotstrahlen absorbiert und damit von anderen Verpackungen trennbar ist. Auch die Etikettierung muss entsprechend klein sein, damit die Verpackungen im Sortierprozess als PE oder PP erkannt werden. Wird die weiße Verpackung recycelt, kann aus ihr Granulat hergestellt werden, das bei der Wiederverwertung beliebig eingefärbt werden kann.
Dass ein solches Recycling eine wirkungsvolle Möglichkeit ist, die Umweltauswirkungen beziehungsweise Klimabilanz von Verpackungen zu verbessern, hat Prof. Dr. Dirk Burth von der Hochschule München in einem Artikel dargestellt, der die eingesparten CO2-Emission verschiedener Verpackungen sowohl im Closed als auch Open Loop betrachtet.
Rezyklate: Woher nehmen und wo einsetzen?
Rezyklate aus Verpackungen sollten im Sinne eines optimal funktionierenden Materialkreislaufs am besten wieder für die Herstellung von Verpackungen eingesetzt werden.
Auch eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung im Auftrag der Klimaschutzoffensive des Handels kommt zu dem Ergebnis, dass viel mehr recycelte Kunststoffe für Verpackungen genutzt werden könnten. Bedingung: mehr qualitativ hochwertige Rezyklate auf dem Markt und weniger gesetzliche Hürden für deren Verwendung.
Was ist mit der Barriere der nachwachsenden Rohstoffe?
Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen lassen sich gut recyceln. Werden Kartonagen oder Papier allerdings beschichtet, etwa um eine Barriere zu bilden oder wasserdicht zu sein, bleibt die nicht verwertbare Plastikfolie übrig oder der ganze Verbund kann nicht wiederverwertet werden. Gleichzeitig herrscht ein großes Unwissen über Faserverpackungen und ihre Recyclingfähigkeit. Es kommt immer auf die Art und Weise des Packungsaufbaus und die Materialauswahl an, genauso wie das verpackte Produkt.
Trotz aller Probleme, die Nachfrage nach Verpackungen aus faserbasierten Packstoffen boomt.
Sind Verpackungen aus biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen nachhaltiger?
Man unterscheidet zwischen biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen: Biobasierte Kunststoffe sind teilweise aus Biomasse hergestellte Kunststoffe, also z. B. aus Mais und Zuckerrohr.
Ein neues Packmittel, sozusagen von der Wiese, ist Graspapier. Gras besteht ähnlich wie Holz unter anderem aus Cellulosefasern, wächst aber deutlich schneller als jeder Baum. Da lag der Gedanke nahe, es für Faserprodukte wie Papier oder Karton zu verwenden.
Biologisch abbaubare Kunststoffe hingegen sind Kunststoffe, die sich unter bestimmten Bedingungen zersetzen und beim Abbau nichts als CO2 und Wasser hinterlassen.
Laut Umweltbundesamt verbessern sich die Umweltauswirkungen nicht wesentlich, wenn die Rohstoffe biobasiert statt fossilbasiert sind. Die Auswirkungen verschieben sich eher: Während konventionelle fossilbasierte Kunststoffe mehr klimawirksames CO2 freisetzen, äußert sich der ökologische Fußabdruck biobasierter Kunststoffe in einem höheren Versauerungs- und Eutrophierungspotential sowie einem gewissen Flächenbedarf. Und auch beim Einsatz von biologisch abbaubaren Verpackungen sieht das Umweltbundesamt keine Vorteile im Vergleich zu Verpackungen aus konventionellen oder biobasierten Kunststoffen. Stabiles und beständiges Material hat zumeist entscheidende Vorteile. Die mehrmalige Nutzung des Materials durch Recycling bietet signifikante ökologische Vorteile gegenüber einem eventuellen Materialverlust durch biologischen Abbau. Weder Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen noch biobasierte Verpackungen dürfen in der Bioabfallsammlung entsorgt werden.
Quelle: neue verpackung